07.12.2017
Bilanz der baden-württembergischen KMK-Präsidentschaft 2017 - Beschlüsse zur Beruflichen Bildung und Orientierung verabschiedet
Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann: „Berufliche Bildung und Orientierung sind deutsche Erfolgsmodelle. Wir wollen beide Elemente weiter stärken und gemeinsam ausbauen.“
Anlässlich der letzten Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) unter dem diesjährigen baden-württembergischen
Vorsitz hat die KMK-Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg,
eine positive Bilanz ihrer Präsidentschaft gezogen. „Unser Fokus lag dieses Jahr besonders auf der Beruflichen Bildung. Sie und
die Berufliche Orientierung insgesamt sind deutsche Erfolgsmodelle. Wir wollen beide Elemente weiter stärken und gemeinsam ausbauen.
Ich danke den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ländern für die stets sachorientierte und konstruktive Zusammenarbeit bei
den aktuellen Weichenstellungen“, so Eisenmann heute in Berlin. Neben der Arbeit an der Beruflichen Bildung konnte die KMK auf
baden-württembergische Initiative auch den Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia/Paralympics“, den weltweit
größten dieser Art, auf eine zukunftssichere neue Grundlage stellen.
Das Schwerpunktthema der Präsidentschaft 2017 lautet: Berufliche Bildung - Übergänge, Abschlüsse, Anschlüsse.
Unter dieser Überschrift verabschiedeten die in der KMK zusammengeschlossenen 16 Länder u. a. zwei Beschlüsse: eine
Empfehlung zur Beruflichen Orientierung an Schulen sowie eine Erklärung zur beruflichen Bildung 4.0. Das deutsche System der
Beruflichen Bildung mit seiner dualen Berufsausbildung und mit den vollzeitschulischen Angeboten genießt weltweit hohes Ansehen. Die
anhaltend große Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften ist ein Beleg für die hohe Qualität der Beruflichen
Bildung in Deutschland.
Empfehlung „Berufliche Orientierung an Schulen“
Unter baden-württembergischer Federführung hat eine länderoffene Arbeitsgemeinschaft eine „Empfehlung Berufliche
Orientierung an Schulen“ erarbeitet, der die Kultusminister der Länder nun zugestimmt haben. Ziel war es, konkrete und
deutschlandweit umsetzbare Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Beruflichen Orientierung an Schulen zu entwerfen.
Der Leitgedanke besteht darin, den langfristig angelegten und von den Schülerinnen und Schülern aktiv gestalteten Prozess der
Beruflichen Orientierung besser und passgenauer auf die individuelle Situation der jungen Menschen abzustimmen. „Eine frühe,
praxisorientierte, individuelle Berufliche Orientierung ist für einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung, Studium und Beruf
für alle Schülerinnen und Schüler von entscheidender Bedeutung. Mir ist insgesamt sehr wichtig, dass berufliche und
akademische Ausbildung zwei absolut gleichwertige Alternativen sind“, sagt Präsidentin Eisenmann. Auch die Eltern und die
Berufsberatung sollen vertieft eingebunden werden, um die Schülerinnen und Schüler zu einer reflektierten und selbständigen
Berufswahl zu ermutigen. Die Empfehlung enthält konkrete Ziele und Maßnahmen und benennt Instrumente zur Umsetzung an Schulen
sowie unterstützende externe Kooperationspartner und Netzwerke.
Erklärung zu Beruflichen Schulen 4.0 - Innovation, Integration und Qualität
Die Erklärung „Berufliche Schulen 4.0 - Weiterentwicklung von Innovationskraft und
Integrationsleistung der beruflichen Schulen in Deutschland in der kommenden Dekade“ liefert Antworten auf die Frage, wie die
Berufliche Bildung in den Sektoren Innovationskraft, Integration und Qualitätssicherung noch zukunftsfähiger gestaltet werden
kann. Im Zuge eines umfassenden Ansatzes zur besseren Vernetzung der Länder im beruflichen Bildungsbereich geht es darum,
verstärkt länderübergreifend vorhandenes Wissen zu nutzen. Dies dient dazu, die Digitalisierung als Chance zu nutzen und die
Innovationskraft Deutschlands zu verbessern. Für die Schulen heißt das, vermehrt selbstständiges und
konstruktives Arbeiten in digitalen Lernumgebungen zu fördern. Dazu müssen Leitlinien und Bildungspläne entsprechend
angepasst und für die digitale Gegenwart und Zukunft ertüchtigt werden. Außerdem fordert die Kultusministerkonferenz,
berufsspezifische Fremdsprachenkompetenzen an den Berufsschulen weiter auszubauen.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Integration zugewanderter junger Menschen. Die Kultusministerkonferenz hält
dabei eine Empfehlung für eine sprach- und kultursensible Pädagogik für berufliche Schulen für erforderlich. Die
Kultusministerkonferenz will zudem die individuelle Förderung in den beruflichen Schulen mit einer Empfehlung stärken. Mit Blick
auf die Digitalisierung will die Kultusministerkonferenz die duale Ausbildung und ihre Bedeutung für die Integration in den
Vordergrund rücken.
„Qualität und Leistungsfähigkeit sind die zentralen Stellschrauben für gute Bildung, für aussagekräftige
Abschlüsse und für erfolgreiche Anschlüsse. Ganz besonders gilt dies für die Berufliche Bildung. Die Länder wollen
sich daher verstärkt über die jeweiligen Prozesse zur Qualitätssicherung, zur Lehreraus-
und -fortbildung im beruflichen Bereich austauschen und auch gemeinsam ans Werk gehen“, so Eisenmann.
Etwa zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II besuchen eine
berufliche Schule. Mit der Erklärung zur Weiterentwicklung der Innovationskraft, Integrationsleistung und Qualität der
beruflichen Schulen in Deutschland will die Kultusministerkonferenz den Rahmen der beruflichen Schulen in Deutschland für das kommende
Jahrzehnt abstecken und Konzepte formulieren. Diese dienen der qualitätsvollen pädagogischen und fachlichen Weiterentwicklung der
beruflichen Schulen. Der langfristige Nutzen für die folgenden Generationen sowie die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
sollen so klarer betont und erhöht werden. „Mir ist darüber hinaus wichtig, dass die Berufliche Bildung insgesamt wieder
stärker ins Bewusstsein junger Menschen und von Eltern und damit in der Alltag unserer Schulen gelangt“, sagt Präsidentin
Eisenmann.
Professionalisierung der Deutschen Schulsportstiftung
Neben der Stärkung der Beruflichen Bildung konnte die Kultusministerkonferenz dieses Jahr auf Initiative Baden-Württembergs
auch eine Professionalisierung der Deutschen Schulsportstiftung (DSSS) auf den Weg bringen.
Die Stiftung, die von den Ländern und dem organisierten Sport getragen wird, richtet den mit 800.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern weltweit größten Schulsport-Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia/Paralympics" aus. „Der Wettbewerb ist bei den Schülerinnen und Schülern nach wie vor äußerst beliebt und ein einzigartiges Beispiel für anspornenden Schulsport ", hebt Eisenmann hervor. Es habe aber dringend neue professionelle Organisationsstrukturen gebraucht. „Was wir für die DSSS dringend benötigen, ist ein Update", betont die KMK-Präsidentin. Ein Wettbewerb dieser Größenordnung könne nicht mehr ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften gemeistert werden. Daher werde im kommenden Jahr eine Geschäftsstelle mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingerichtet. „Unser Ziel ist es, die Arbeit der Stiftung effektiver zu machen und gleichzeitig das Erscheinungsbild zu modernisieren", erklärt Eisenmann. Insbesondere die Präsenz in den sozialen Medien solle weiter ausgebaut werden. Zum 50-jährigen Jubiläum von "Jugend trainiert für Olympia" im Jahr 2019 werde die Deutsche Schulsportstiftung organisatorisch wieder voll auf der Höhe der Zeit sein. Die Ministerin führt aus, dass für die neu einzurichtende Geschäftsstelle voraussichtlich Personal- und Sachkosten von jährlich 300.000 Euro anfielen. Die Finanzierung sicherten die Länder im Rahmen der KMK. Auch der organisierte Sport beteilige sich.