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02.09.2016

Schwerpunkte im Schuljahr 2016/2017: Leistung & Qualität – Integration in Schulleben & Gesellschaft – Digitale Bildung

Ministerin Eisenmann: Schulen brauchen Rückendeckung für zentrale Aufgaben und Verlässlichkeit in der Bildungspolitik

Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann hat heute (2. September) die wichtigsten Schwerpunkte und Neuerungen im Schuljahr 2016/2017 der Landespresse in Stuttgart vorgestellt. Eisenmann kündigt an, bildungspolitische Konsequenzen aus den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten VERA 8 zu ziehen und die bereits angestoßene Qualitätsdebatte konsequent weiterzuführen. „Was die Schulen jetzt brauchen, ist Rückendeckung für ihre zentralen Aufgaben und mehr Verlässlichkeit in den Grundlinien der Bildungspolitik“, betont die Ministerin.

Leistung & Qualität erkennen und stärken
Die Schulverwaltung verfüge über umfangreiche Daten zu den Leistungen der einzelnen Schulen sowie statistische Informationen über Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und das Umfeld der Schule. Diese Informationen seien aber bislang nicht zusammengeführt und effektiv genutzt worden im Sinne eines strategischen Bildungscontrollings. Das soll sich laut Ministerin Eisenmann jetzt ändern: „Wir haben kein flächendeckendes Qualitätsproblem. Wir haben sehr gute und erfolgreiche Schulen, aber auch Schulen mit Entwicklungsbedarf und Herausforderungen. Diese Schulen werden wir gezielt dabei unterstützen, sich weiterzuentwickeln“, so die Ministerin. Dabei sollen Erfolgskriterien definiert und Ansätze sehr guter Schulen beachtet werden. Das Land verfüge bereits über die technische Infrastruktur für eine gezielte Analyse der Daten sowie über ein bestehendes Fachberatungs- und Unterstützungssystem innerhalb der Schulverwaltung. „Wir sind in der Lage, die Ursachen für unsere Probleme zu erkennen und zu beheben. Wir müssen nur handeln und genau das machen wir jetzt“, so Eisenmann.

Grundlegende Kompetenzen stärken
Einige qualitative Weiterentwicklungen greifen bereits ab dem neuen Schuljahr. So erhalten die Grundschulen je zwei zusätzliche Stunden je Zug für den Unterricht in den Fächern Deutsch und Mathematik, was einem Gesamtbedarf von 640 Deputaten entspricht. Die Erhöhung der Stundentafel erfolgt in zwei Schritten und beginnt ab dem kommenden Schuljahr zunächst in den Klassen 1 und 2 mit 320 zusätzlichen Deputaten. „Mit mehr Zeit für Deutsch und Mathematik stärken wir grundlegende Kompetenzen von Anfang an“, erläutert Ministerin Eisenmann. Die Ministerin kündigt außerdem an, die derzeitige Praxis des Rechtschreiblernens in der Grundschule kritisch zu überprüfen und nachzusteuern, wo es notwendig sein werde.

Starke Realschulen und Gymnasien
Der Landesregierung ist es ein zentrales Anliegen, die Realschulen bei ihrem Bildungsauftrag stärker zu unterstützen und mit zusätzlichen Poolstunden auszustatten. Zum neuen Schuljahr erhalten die Realschulen zwei weitere zusätzliche Stunden, so dass sie über insgesamt acht Poolstunden je Zug verfügen. 109 zusätzliche Lehrerstellen sind dafür eingeplant. Ziel ist, dass sich die Poolstunden der Realschulen und der Gemeinschaftsschulen am Ende der Legislatur angleichen. Ein Konzept der darüber hinaus gehenden Profilierung und pädagogischen Weiterentwicklung der Realschule als tragende Säule in der Sekundarstufe I wird in Kürze von der Landesregierung vorgelegt.

Alle Schülerinnen und Schüler in Klasse 10 der Gymnasien im Land erhalten ab dem neuen Schuljahr zwei Vertiefungsstunden in ihren Pflichtabiturfächern Deutsch, Mathematik bzw. Fremdsprachen, um optimal vorbereitet in die Kursstufe eintreten zu können. Damit wird zwei Stunden pro Woche vertieftes Lernen angeboten, etwa durch Unterricht in geteilten Klassen oder Teamteaching. Dafür erhalten die Gymnasien zusätzlich 111 Deputate.

Ab Herbst gibt es 299 öffentliche Gemeinschaftsschulen im Land. Im Frühjahr 2017 können die Gemeinschaftsschulen der ersten Genehmigungsrunde erstmals einen Antrag auf Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe bei den Regierungspräsidien stellen. In ihrem Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsfraktionen darauf verständigt, den Gemeinschaftsschulen künftig mehr äußere Differenzierung ab Klassenstufe 8 zu ermöglichen. Kultusministerin Eisenmann kündigt an, die entsprechenden rechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen.

Einführung der Bildungspläne 2016
Mit dem Schuljahr 2016/2017 werden die Bildungspläne 2016 in den Klassen 1 und 2 sowie 5 und 6 an den allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg eingeführt und in den folgenden Schuljahren sukzessive hochwachsen. Die neuen Bildungspläne für die Grundschule, die Sekundarstufe I und für das allgemein bildende Gymnasium zeichnen sich durch eine stärkere Fachlichkeit und präzisere Kompetenzformulierungen aus. Die Bildungspläne sind eng aufeinander abgestimmt, um die Übergänge zwischen den Schularten zu erleichtern.

Auch der Bildungsplan für das berufliche Gymnasium soll grundlegend überarbeitet werden. Ab dem kommenden Schuljahr 2016/2017 sollen erste konzeptionelle Vorarbeiten gestartet und Bildungsplankommissionen eingerichtet werden. Der neue Bildungsplan soll voraussichtlich zum Schuljahr 2021/2022 in Kraft treten.

Integration in Schulleben & Gesellschaft
„Kinder sind die Zukunft unseres Landes. Das gilt auch für alle geflüchteten Kinder und Jugendliche, die in Baden-Württemberg leben. Deshalb werden wir weiterhin mit großem Engagement die Integration dieser Kinder und Jugendlichen fördern und ihnen Perspektiven für ihren Bildungsweg eröffnen“, sagt Eisenmann. Der Unterricht geflüchteter Kinder und Jugendlicher mit derzeit 1.165 zusätzlichen Lehrerstellen ist auch im neuen Schuljahr weiterhin gesichert, so die Ministerin.

Potenziale erkennen und Bildungswege planen
Als bundesweiter Vorreiter führt Baden-Württemberg zum Schuljahr 2016/2017 die Potenzialanalyse für neu Zugewanderte in der Fläche ein. Ab Oktober 2016 kann das valide und wissenschaftlich fundierte Verfahren in Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I, VABO-Klassen an beruflichen Schulen sowie im Regelunterricht eingesetzt werden. „Mit der Potenzialanalyse können wir erstmals die Fähigkeiten und den Förderbedarf von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen systematisch erfassen. Damit zeigen wir Perspektiven auf, um schulische oder berufliche Bildungswege zu planen“, erläutert Eisenmann. Die Erfahrungen der Erprobungsphase bis Juli 2016 zeigten eine hohe Motivation bei den Schülern. Auch unter den Lehrkräften stoße das Verfahren auf große Akzeptanz, da es sie unterstütze, geeignete Lernangebote und Förderstrategien zu wählen. Die insgesamt sechs Bausteine umfassen neben den fachlichen Kompetenzen (Deutsch, Mathematik, Englisch) auch überfachliche Kompetenzen (kognitive, methodische Kompetenzen) sowie bildungsbiografische Informationen. Gefördert wird die Potenzialanalyse vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, weitere Länder haben bereits Interesse an diesem Verfahren signalisiert.

Intensivere Sprachförderung in VABO-Klassen
Auch mit der Weiterentwicklung der VABO-Klassen mit einer deutlich verstärkten Sprachqualifizierung verfolgt das Kultusministerium das Ziel, die zugewanderten Schülerinnen und Schüler möglichst rasch in reguläre Bildungsangebote zu integrieren. Dafür werden zum neuen Schuljahr die Deutschstunden im VABO von bislang 10 auf 15 erhöht. Darüber hinaus sollen die Schüler parallel stundenweise eine für sie geeignete reguläre Klasse der verschiedenen beruflichen Bildungsgänge besuchen und über Betriebspraktika die Berufswelt kennenlernen. Außerdem können die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die VABO-Klasse ab Schuljahr 2016/2017 zusätzlich vier Wochenstunden Sprachförderung in den beruflichen Regelklassen oder in der dualen Ausbildung erhalten.

Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer
„Der Unterricht in Vorbereitungs- und VABO-Klassen stellt die Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen und erfordert viel Kraft und Stärke. Es ist selbstverständlich, dass wir die Lehrkräfte so gut wie möglich bei dieser Aufgabe unterstützen, etwa durch Fortbildungsangebote, aber auch durch Supervision und Einzelberatung“, betont Kultusministerin Eisenmann. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Angeboten erarbeite das Ministerium derzeit eine neue

Fortbildungsreihe, die sich an Lehrkräfte aller Schularten richtet, die in Regelklassen mit zugewanderten Kindern und Jugendlichen unterrichten. Ziel der Fortbildungen ist die Gestaltung von Gruppenprozessen, um ein gutes Klassenklima zu erreichen und somit den Integrationsprozess zu unterstützen. Die Fortbildungen sollen ab Ende 2016 von Präventionsbeauftragten der Regierungspräsidien auf regionaler Ebene angeboten werden. Bereits seit dem vergangenen Schuljahr bieten die Schulpsychologischen Beratungsstellen die Fortbildung „Flüchtlinge in der Schule – Umgang mit belasteten Kindern und Jugendlichen“ an. Darüber hinaus können Lehrkräfte aus Vorbereitungsklassen und VABO-Klassen an thematischen Supervisionsgruppen teilnehmen oder eine Einzelberatung in Anspruch nehmen. Im neuen Schuljahr starten außerdem Fortbildungen, um die rund 2.000 Beratungslehrkräfte sukzessive im Umgang mit belasteten Kindern und Jugendlichen zu schulen.

Digitale Bildung: Schulen fit für die Zukunft
Die Landesregierung hat die zunehmende Digitalisierung in Alltag und Beruf als ein zentrales Handlungsfeld benannt. „Gerade in der Bildung ist es wichtig, unsere Schulen inhaltlich wie technisch gut für die Zukunft aufzustellen“, betont die Kultusministerin. Drei Aspekte stünden im Fokus: Die didaktisch-methodische Verankerung, die Qualifizierung der Lehrkräfte sowie die notwendigen technischen Voraussetzungen. Mit den neuen Bildungsplänen seien die Schulen bei der didaktisch-methodischen Verankerung des Lernens mit und über Medien gut gerüstet. Auch bei der Qualifizierung der Lehrkräfte, die bei der Digitalisierung eine zentrale Rolle spielten, befinde sich das Land auf dem richtigen Weg. Rund 10.000 Lehrerinnen und Lehrer besuchten bereits jährlich eine entsprechende Fortbildung.

Mit der Konzeption einer digitalen Bildungsplattform für alle Schulen in Baden-Württemberg verfolge das Kultusministerium künftig das Ziel, den Schulen eine verlässliche, schulübergreifende, datenschutzkonforme und dauerhaft verfügbare technische Grundinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dafür müssten jedoch die verantwortlichen Schulträger die technischen Voraussetzungen an den Schulen in den kommenden Jahren schaffen. „Unser Ziel ist, uns hier mit den Kommunen in technischen und finanziellen Fragen zu verständigen“, sagt die Ministerin. In diesem Kontext solle auch eine neue Version der gemeinsam von Land und Kommunalen Landesverbänden herausgegebenen Multimediaempfehlungen aufgelegt werden.

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