06.11.2015
Fachtag in Stuttgart: Flüchtlingskinder im Fokus
Staatssekretärin Marion v. Wartenberg: Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz, Zuwendung und Bildung
„Jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft und Muttersprache, und unabhängig davon, ob es von Geburt hier lebt, zugezogen ist oder auf der Flucht mit Familie oder unbegleitet zu uns gekommen ist, hat ein Recht auf unseren Schutz, unsere Zuwendung und auf Bildung“, erklärt Staatssekretärin v. Wartenberg anlässlich des Fachtags „Hand in Hand – kleine Flüchtlingskinder und ihre Familien begleiten“ am heutigen Freitag (6. November 2015) in Stuttgart.
Mit dem Zustrom an Flüchtlingen steigt auch die Zahl der Kinder, die mit ihren Familien in Baden-Württemberg Schutz vor Gewalt und Verfolgung suchen. Für die Kindertagesstätten, die pädagogischen Fachkräfte, Erzieherinnen und Erzieher ist die Integration der Flüchtlingskinder eine große Herausforderung. Das Kultusministerium möchte ihnen mit dem Fachtag eine Plattform bieten, um sich auszutauschen und um Lösungsstrategien zu entwickeln, die in der alltäglichen Arbeit umsetzbar und hilfreich sind. Über 400 Teilenehmerinnen und Teilnehmer haben sich zu dieser Veranstaltung im Theaterhaus Stuttgart angemeldet.
„Die Kinder bringen nicht nur ihre eigene Kultur und Religion mit, sondern auch oft dramatische Familien- und Lebensgeschichten. Deshalb unterstützen wir die Erzieherinnen und Erzieher durch Supervision und Coaching“, betont die Staatssekretärin.
Sprachförderung und Eltern-Kind-Programme
verstärkt
Die Landesregierung hat rechtzeitig auf die steigende Anzahl von
kleinen Flüchtlingskindern in den Kindertageseinrichtungen
reagiert und bereits 4,8 Millionen Euro zusätzlich für
Sprachförderung und Eltern-Kind-Programme bereitgestellt. Ganz
aktuell beabsichtigt die Landesregierung in einem zweiten
Nachtragshaushalt weitere drei Millionen Euro für
frühkindliche Sprachförderung zur Verfügung zu
stellen. Darin sind 500.000 Euro für Coaching und Supervision
von pädagogischen Fachkräften enthalten. Darüber
hinaus ist geplant, die Weiterentwicklung von bis zu 100 Kitas zu
Kinder- und Familienzentren mit einer Million Euro zu
fördern.
Im Mittelpunkt des Fachtags steht der Film „Ruhe auf der Flucht“ der Kindheitsforscherin Dr. Donata Elschenbroich. „Der Film zeigt beispielhaft auf, wie sich jeder einzelne mit seinen eigenen Stärken einbringen kann. Jede Sequenz soll Mut machen, den eigenen Anspruch an unsere Hilfsbereitschaft zu verwirklichen“, so v. Wartenberg. Im Kapitel „Flüchtlingsfrauen als Ehrenamtliche im Kindergarten“ wird dies eindrucksvoll am Beispiel der Clara-Grunwald-Kita in Leonberg gezeigt. Das Konzept der Clara-Grunwald-Kita sieht vor, Flüchtlingseltern selbst aktiv als Ehrenamtliche in die tägliche Arbeit der Kita einzubeziehen. Der Film „Ruhe auf der Flucht“ wird in Kürze an alle Kindertagesstätten und öffentliche Grundschulen des Landes verschickt.
Unterstützung bei alltäglichen
Herausforderungen
Die Clara-Grunwald-Kita in Leonberg ist außerdem eine der
ersten Kitas im Land, die am Pilotprojekt „Supervision und
Coaching für Erzieherinnen und Erzieher im Umgang mit
traumatisierten Kindern“ teilnimmt. Dieses Projekt ist Anfang
Oktober gestartet. „Wie kann ich mit dem Verhalten der Kinder
umgehen?“, „Wie kann ich die Kinder unterstützen in
ihrer Not?“, „Wie kann mein Beitrag zur Integration
aussehen?“, aber auch „Wie kann ich wieder Abschalten
nach einem anstrengenden Tag und die Bilder, die in meinem Inneren
zu den Geschichten der Kinder entstanden sind, wieder los
werden?“ oder „Wie gehe ich mit mir selber um und wie
kann ich mich entlasten?“ – dies sind Fragen, die sich
die Erzieherinnen und Erzieher stellen. Ziel der Supervision und
des Coachings ist, diese Fragen aufzugreifen und
Lösungsstrategien zu entwickeln, die in der alltäglichen
Arbeit umsetzbar und hilfreich sind. Die Supervisions- und
Coachingangebote sind ein Ergebnis des Runden Tischs „Kleine
Flüchtlingskinder“, den die Staatssekretärin Anfang
2015 ins Leben gerufen hat.
Ein weiterer Programmpunkt des Fachtags ist eine Podiumsdiskussion, die sich der Frage widmet, wie die Integration von Flüchtlingskindern und der Zugang zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung verbessert werden kann. Auf dem Podium diskutieren Staatssekretärin Marion v. Wartenberg, Mariam Mirzoyan, Ärztin beim Gesundheitsamt Stuttgart, Sandra Fink, Leitern der Clara-Grunwald-Kita Leonberg sowie die beiden PIA-Schülerinnen an der Hedwig-Dohm-Schule Mila Abadi und Shewid Naizghi.
Gute Beispiele öffentlich machen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben außerdem die
Möglichkeit, an Infoständen ins Gespräch zu kommen,
sich über gute Beispiele auszutauschen, Anregungen für
die Praxis zu erhalten oder sich über die Supervisionsangebote
zu informieren.