10.09.2015
Wichtige Neuerungen im Schuljahr 2015/2016:
Stärkung der individuellen Förderung – Ausbau des Islamischen Religionsunterrichts – Neue Ganztagsschulen – Zusätzliche Angebote für Flüchtlingskinder – Inklusion – Ausbau des Modellversuchs zum verbesserten Übergang von der Schule in den Beruf
Kultusminister Andreas Stoch: „Alle diese Maßnahmen sind wichtige Bausteine, um den Erfolg der baden-württembergischen Schulen zu sichern und die Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zuverbessern.“
Wichtige Veränderungen im jetzt beginnenden Schuljahr
betreffen die verstärkte individuelle Förderung an
Realschulen sowie Grundschulen, die Umsetzung des Wahlrechts im
Zusammenhang mit der Inklusion, den Ausbau des Islamischen
Religionsunterrichts und der Ganztagsschulen. Im Bereich der
beruflichen Schulen wird der Modellversuch zu einem verbesserten
Übergang von der Schule in den Beruf erweitert. Kultusminister
Andreas Stoch: „Alle diese Maßnahmen sind wichtige
Bausteine, um den Erfolg der baden-württembergischen Schulen
zu sichern und die Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich zu
verbessern.“ Ferner werden die Angebote für Kinder und
Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien stark ausgebaut.
Zum jetzt beginnenden Schuljahr nehmen weitere 62
Gemeinschaftsschulen den Betrieb auf, so dass dann insgesamt 271
Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg eingerichtet sind.
Die Landesregierung plant, auch für Schülerinnen und
Schüler der zweiten Säule innerhalb des
2-Säulen-Systems einen weiteren attraktiven Weg zur
allgemeinen Hochschulreife zu ermöglichen. Deshalb soll es
auch Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe in
Baden-Württemberg geben. „Die Sekundarstufe II an
Gemeinschaftsschulen wird denselben Qualitätsanspruch wie die
Oberstufe an allgemein bildenden Gymnasien haben", sagt
Kultusminister Stoch im Hinblick auf anstehende Entscheidungen.
Sowohl die Zugangsvoraussetzungen als auch die Abiturprüfungen
werden identisch sein. Schülerinnen und Schüler, die eine
zweite Fremdsprache nicht bereits in der Sekundarstufe I erlernt
haben, sollen die Möglichkeit erhalten, in der Oberstufe der
Gemeinschaftsschule eine zweite Fremdsprache neu zu beginnen, wie
dies bereits jetzt an den Aufbaugymnasien sowie an den beruflichen
Gymnasien in Baden-Württemberg der Fall ist. Andreas Stoch:
„Die Möglichkeit, eine gymnasiale Oberstufe einzurichten,
wird die Schulart Gemeinschaftsschule gerade für
leistungsstarke Schülerinnen und Schüler noch attraktiver
machen.“ Für Schülerinnen und Schüler auf
Gymnasialniveau an Gemeinschaftsschulen ohne eigene Sekundarstufe
II bestehen zusätzlich gute Übergangsmöglichkeiten
in die Oberstufen beruflicher und allgemein bildender
Gymnasien.
Die Realschulen werden im Schuljahr 2015/2016 durch 241 neue
Stellen unterstützt: Die zusätzlichen Ressourcen stehen
als Poolstunden und für die Lehrerfortbildung zur
Verfügung. Mit den Poolstunden können die Realschulen die
individuelle Förderung ausbauen und sich so auf die geplante
Schul-gesetzänderung einstellen. Diese sieht vor, dass die
Realschulen neben dem Realschulabschluss zukünftig auch den
Hauptschulabschluss anbieten können. Die Realschulen leisten
so einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der zweiten Säule
innerhalb des 2-Säulen-Systems. Die Poolstunden werden hierzu
jetzt von 2,2 auf 6 Lehrerwochenstunden je Zug erhöht. Hinzu
kommt der Ausbau bilingualer Züge an Realschulen.
Auch an den Gymnasien werden die bilingualen Züge weiter
ausgebaut. Die bilingualen Züge sind ein Angebot im Rahmen der
Begabtenförderung und richten sich an besonders sprachbegabte
Schülerinnen und Schüler. Ein besonderes Erfolgsmodell
sind die deutsch-englischen Abteilungen. Im Schuljahr 2015/2016
können Schülerinnen und Schüler landesweit an 79
Gymnasien deutsch-englisch Züge besuchen. Sie erhalten in
Biologie, Geographie, Gemeinschaftskunde und Geschichte Unterricht
in der Fremdsprache Englisch.
Ebenfalls der individuellen Förderung zugutekommen werden die
180 zusätzlichen Deputate, die die Grundschulen erhalten.
Kultusminister Stoch: „Mit den zusätzlichen Ressourcen
unterstreichen wir unseren Ansatz, die frühen Phasen in der
Bildungsbiografie besonders zu unterstützen."
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den
öffentlichen Grundschulen wird im kommenden Jahr
voraussichtlich um etwa 2.900 ansteigen.
Für den Ausbau inklusiver Bildungsangebote stehen für
das neue Schuljahr 200 weitere Deputate zur Verfügung. Bei der
Besetzung der für Aufgaben der Inklusion vorgesehenen Stellen
zeigen sich Unterschiede je nach Regierungsbezirk. Während im
Regierungsbezirk Karlsruhe alle Stellen besetzt werden konnten,
sind in den anderen Regierungsbezirken noch einzelne Stellen frei.
Für 6.601 Schülerinnen und Schülern wurden
Bildungswegekonferenzen durchgeführt und inklusive
Bildungsangebote an öffentlichen allgemeinen Schulen
gestaltet. Stoch: „Das ist eine beachtliche Leistung aller
Beteiligten."
Zum beginnenden Schuljahr werden etwa 120 neue
Ganztagsgrundschulen auf der Basis des geänderten
Schulgesetzes (§ 4a) den Betrieb aufnehmen. Insgesamt wird es
dann voraussichtlich 515 Grundschulen mit Ganztagsbetrieb geben,
die nach den früheren Regelungen als Schulversuch oder nach
der neuen gesetzlichen Grundlage eingerichtet sind. Im Bereich der
weiterführenden Schulen gibt es 3 Haupt-/Werkrealschulen, 12
Realschulen, 8 Gymnasien und einen Schulverbund, die sich im
Schuljahr 2015/2016 zu Ganztagsschulen weiterentwickeln.
Gemeinschaftsschulen sind in der Sekundarstufe I immer
Ganztagsschulen.
„Die Schulverwaltung und die Schulen bemühen sich mit
großem Engagement, Kindern und Jugendlichen aus
Flüchtlingsfamilien ein gutes Bildungsangebot machen zu
können", so der Kultusminister. Insgesamt hat die
Landesregierung für die Bildung von Flüchtlingskindern in
Form von Vorbereitungsklassen (allgemein bildender Bereich) und
VABO-Klassen (beruflicher Bereich) ab dem Schuljahr 2014/2015 bis
zum aktuellen Schuljahr zusätzlich 562 Lehrerstellen
geschaffen. Dies entspricht in diesem Jahr einem zukünftigen
jährlichen Mehraufwand von ca. 37 Mio. Euro. Von den insgesamt
562 Neueinstellungen entfallen 257 auf die allgemein bildenden und
305 auf die beruflichen Schulen. Auf der Grundlage der Prognose des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge geht das
Kultusministerium derzeit davon aus, dass im Kalenderjahr 2015
insgesamt etwa 100.000 Flüchtlinge nach Baden-Württemberg
kommen und im neuen Schuljahr mindestens 1.500 Vorbereitungs- und
300 VABO-Klassen gebildet werden. Voraussichtlich werden
während des Schuljahres weitere Klassen eingerichtet. Auch im
frühkindlichen Bereich wurden die Mittel aufgestockt. Das
Förder-Programm SPATZ (Sprachförderung in allen
Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf) wurde auf die
Flüchtlingskinder und ihre Familien ausgeweitet.
Etwa 40 weitere Schulen werden Islamischen Religionsunterricht
(IRU) im Angebot haben. „Ich freue mich, dass nun immer mehr
weiterführende Schulen Islamischen Religionsunterricht
anbieten", sagte Stoch. Unter den neuen IRU-Standorten werden auch
3 Gymnasien sein. Die Gesamtzahl der am Islamischen
Religionsunterricht teilnehmenden Schulen wird sich damit auf ca.
80 erhöhen. Minister Stoch: „Der Islamische
Religionsunterricht ist ein wichtiger Beitrag für ein
friedvolles und gutes Miteinander der Angehörigen
unterschiedlicher Religionen. Den Ausbau des IRU setzen wir
konsequent fort, auch in einer verbesserten
Trägerstruktur."
Die Zahl der Regionen, die am Modellversuch zur Reform des
Übergangs von der Schule in den Beruf teilnehmen, steigt von 4
auf 10 an. Neu hinzu kommen der Enzkreis, die Stadt Pforzheim, die
Stadt Freiburg, die Stadt Karlsruhe, die Stadt Heilbronn und der
Zollernalbkreis. Ziel des Modellversuchs ist es, dass mehr
Jugendlichen der direkte Übergang von der Schule in die
Ausbildung gelingt. Die Umsetzung der Empfehlungen der
Enquete-Kommission "Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft"
an beruflichen Schulen wird fortgesetzt. Schwerpunkte sind die
Verstärkung der Maßnahmen zur individuellen
Förderung und Inklusion sowie die MINT-Förderung beim
Übergang von der Realschule in die weiterführenden
beruflichen Schulen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs.