19.11.2015
Gesamtkonzept zur Vereinbarkeit von Schule und Spitzensport
Kultusminister Andreas Stoch: „Wir wollen den jungen Sporttalenten mehr Spielraum geben, damit sie im Klassenzimmer und im Sport voll punkten können.“
Mit einem neuen Gesamtkonzept will das Kultusministerium jungen Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern erleichtern, Training und Schule in Einklang zu bringen. „Sporttalente bewältigen bereits in jungen Jahren ein enormes Trainingspensum. Wir wollen den jungen Sporttalenten mehr Spielraum geben, damit sie im Klassenzimmer und im Sport voll punkten können“, sagte Kultusminister Andreas Stoch, der heute (19. November) am Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg das Gesamtkonzept vorgestellt hat. Ziel sei es vor allem, den Schülerinnen und Schülern die für eine Spitzensportkarriere notwendige Zeit zur Verfügung zu stellen.
Junge Spitzensportlerinnen und Spitzensportler sind dabei auf eine gute Zusammenarbeit von Schule und organisiertem Sport angewiesen. „Die Partner- und Eliteschulen spielen eine wesentliche Rolle in der Förderung des Leistungssports. Ihre Aufgabe ist es, die schulischen Anforderungen mit denen im Training und Wettkampf zu vereinbaren, indem zum Beispiel der Stundenplan flexibel gestaltet wird“, erklärte Dieter Schmidt-Volkmar, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg.
Aktuell besuchen 684 Kaderathletinnen und Kaderathleten die 44
Elite- und Partnerschulen in Baden-Württemberg. Die Elite- und
Partnerschulen sind in besonderer Weise auf die Bedürfnisse
der jungen Leistungssportler ausgerichtet. Etwa durch Zeitkorridore
im Stundenplan, die auch an Vormittagen Training erlauben und durch
Unterrichtsfreistellungen für Lehrgänge und
Wettkämpfe. Ferner können Klausurtermine verlegt werden.
Im Nachführunterricht wird Versäumtes nachgeholt. Das
Gesamtkonzept ergänzt diese bestehenden Maßnahmen jetzt
um weitere Bausteine:
Individuelle Schulzeitstreckung – Flexibilität
für den Einzelnen
In der gymnasialen Kursstufe kann mit der individuellen
Schulzeitstreckung das Abitur nach drei anstatt nach zwei Jahren
abgelegt werden, in der Sekundarstufe 1 kann ein Schuljahr auf zwei
ausgedehnt werden. Dieses Modell ist für einzelne
Schülerinnen und Schüler interessant, die Sportarten mit
besonders hohen Trainingsumfängen ausüben, wie etwa
Schwimmen, Gerätturnen oder Rhythmischen Sportgymnastik.
Strukturelle Schulzeitstreckung: Mehr Zeit für
Training
Das Modell der strukturellen Schulzeitstreckung entwickelte
maßgeblich das Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg. In diesem
Modell besucht eine Gruppe von mindestens zwölf
Spitzensporttalenten einen Teil des Unterrichts gemeinsam mit den
Mitschülerinnen und Mitschülern, einzelne Fächer
werden separat unterrichtet. Die Nebenfächer werden im
Bildungsabschnitt von Klasse 8 bis Klasse 10 um ein
zusätzliches Jahr ausgedehnt. Die strukturelle
Schulzeitstreckung kann nur von Elite- oder Partnerschulen mit
Sportprofil angewendet werden, die von vergleichsweise vielen
Spitzensporttalenten besucht werden. Es ist zu erwarten, dass die
erforderliche Anzahl von Kaderathletinnen und -athleten
insbesondere an Standorten erreicht wird, an denen
Mannschaftssportarten eine entscheidende Rolle spielen. Damit sie
im Schulalltag umgesetzt werden kann, stellt das Kultusministerium
diesen Schulen zusätzlich 45 Deputatsstunden zur
Verfügung.
Trainingsortnahe Einstellung von Spitzensportlern in den
Schuldienst
Spitzensportförderung darf nicht mit dem Ende der Schule oder
Ausbildung aufhören. „Mit der trainingsortnahen
Einstellung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern in den
Schuldienst fördern wir duale Karrieren in der
Landesverwaltung“, so Minister Stoch. Bis zu fünf
Spitzensportler, die über eine abgeschlossene
Lehramtsausbildung verfügen, können deshalb ab dem
Schuljahr 2016/2017 trainingsortnah in den Schuldienst eingestellt
werden. Diese Sportler können dann als Lehrkraft tätig
sein und sich parallel auf Großereignisse wie Olympische
Spiele vorbereiten. Hierfür werden fünf Deputate
bereitgestellt.