„Das achtjährige Gymnasium ist und bleibt der klassische und reguläre Weg zum allgemein bildenden Abitur im Land. Darauf
haben wir uns in der Landesregierung verständigt“, sagt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann. „Auch mit den beiden
Regierungsfraktionen gibt es den klaren Konsens, nicht mehr über Schulstrukturen und parallele Angebote zum Abitur zu diskutieren.
Diese immer wieder aufgewärmten Debatten erzeugen Unruhe und haben keinen qualitativen Mehrwert“, so die Kultusministerin.
Berufliche Gymnasien bieten exzellenten Weg zum Abitur in neun Jahren
Seit mehr als 50 Jahren gebe es in Baden-Württemberg mit den beruflichen Gymnasien einen Weg zum Abitur in neun Schuljahren, den
mehr als 36 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten gehen. Damit gebe es ein flächendeckendes G9-Angebot, das dem Wunsch vieler
Eltern nach einer längeren Lernzeit für ihre Kinder umfassend Rechnung trage. „Unsere beruflichen Gymnasien im Land leisten
exzellente Arbeit und bereiten mit vielfältigen fachlichen Richtungen in besonderer Weise auf ein Studium und die Arbeitswelt vor. Ich
sehe überhaupt keinen Grund, weshalb wir die beruflichen Gymnasien durch eine Rückkehr zu G9 unter Druck bringen sollten“,
so Eisenmann.
G8 in der Fläche etabliert – 25.000 Unterschiften kein Stimmungsbarometer
Das achtjährige Gymnasium G8 wurde vor 14 Jahren eingeführt und ist internationaler Standard. „G8 ist in der Fläche
etabliert. Die Mehrheit der Eltern ist damit zufrieden und viele Schülerinnen und Schüler haben G8 seither problemlos
bewältigt und gehen souverän ihren Weg“, sagt die Ministerin. Dass die Übergangsquote aufs Gymnasium seit der
Einführung des achtjährigen Bildungsgangs kontinuierlich gestiegen ist, sei sicherlich auch ein Indiz für die starke
Nachfrage nach G8. „Angesichts der rund 300.000 Gymnasiasten im Land sind knapp 25.000 Unterschiften bei weitem kein
Stimmungsbarometer pro G9“, so Eisenmann. Gemessen an der Anzahl der Eltern mit Gymnasialkind sowie der Grundschuleltern, die sich
für ein Gymnasium entscheiden, müsste die Petition eigentlich aus dem Stand heraus eine halbe Million Unterstützer finden.
Dass dies nicht so sei, zeige, die Mehrheit der Eltern habe sich mit dem G8 nicht nur arrangiert, sondern akzeptiere es als etablierten Weg
zum Abitur.
Bildungsforschung: Rückkehr zu G9 keine positiven Effekte
„Darüber hinaus gibt es keinen Beweis für die These, dass G8 Schülerinnen und Schüler benachteiligt. Im
Gegenteil: Die empirische Forschung belegt, dass es so gut wie keine Unterschiede zwischen G8 und G9 gibt“, sagt Kultusministerin
Eisenmann. Erst im vergangenen Jahr habe eine Untersuchung der Stiftung Mercator einige Mythen im Zusammenhang mit G8 widerlegt. Weder
seien die G8-Schüler schlechter auf die Anforderungen eines Studiums vorbereitet, noch ließen sich Unterschiede in ihren
fachlichen Leistungen nachweisen. Auch seien sie im Vergleich mit ihren G9-Mitschülern nicht gestresster. Prof. Dr. Ulrich Trautwein,
Universität Tübingen, hat in seiner Studie „Konsequenzen der G8-Reform“ aus dem Jahr 2015 ebenfalls keine
Unterschiede in den Leistungen zwischen G8- und G9-Absolventen festgestellt.
Hohe Qualität der Gymnasien weiter stärken
„Eine Rückkehr zu G9 würde den Steuerzahler jährlich knapp 50 Millionen Euro zusätzlich kosten. Für eine Reform, die nichts bringt, ist das ziemlich viel Geld“, so die Ministerin. Sinnvoller sei es, die hohe Qualität der Gymnasien zu sichern und weiter zu stärken, beispielsweise mit Vertiefungsstunden für die Pflichtabiturfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen oder mit der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe. Diese ermögliche den Schülerinnen und Schülern, ab dem Schuljahr 2019/20 neue individuelle Schwerpunkte je nach Begabung und Interessen zu setzen.