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13.07.2015

1. Forum Frühkindliche Bildung und Inklusion in Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg

Staatssekretärin v. Wartenberg: Alle Kinder sind willkommen. Hierfür brauchen wir Strukturen und vor allem Barrierefreiheit in den Köpfen und Herzen.

Wie können Kommunen inklusive Strukturen im frühkindlichen Bereich entwickeln und gemeinsam mit Partnern etablieren? Diese Frage steht im Mittelpunkt des 1. Forums Frühkindliche Bildung und Inklusion, das das Kultusministerium gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, der Stadt Reutlingen und der Lechler Stiftung heute (13. Juli) veranstaltet. Der Fachtag in der Stadthalle Reutlingen widmet sich dem Themenschwerpunkt Inklusion und Sozialraumorientierung und stellt erfolgreiche inklusive Prozesse in der frühkindlichen Bildung vor. Das Forum soll jährlich wechselnd in einer anderen Kommune stattfinden.

Die Ziele des Forums sind, die Entwicklung von Inklusion im frühkindlichen Bereich in den Kommunen zu unterstützen, Expertenwissen weiterzugeben und die Akteure vor Ort miteinander zu vernetzen. „Wir alle müssen mithelfen, dass der Orientierungsplan für alle Kinder zur gelebten Praxis wird und inklusive Strukturen für Kindertageseinrichtungen entstehen, die gemeinsam entwickelt und getragen werden. Es geht uns um Barrierefreiheit in den Köpfen und Herzen“, betont Staatssekretärin Marion v. Wartenberg in ihrer Rede. Vor allem in der Sozialraumorientierung und im Stadtteilmanagement sieht die Staatssekretärin großes Potenzial für die Entwicklung inklusiver Strukturen. Kitas etwa, die sich zu Kinder- und Familienzentren weiterentwickeln, böten besondere Chancen für Kinder und Familien.

Bildungschancen und soziale Teilhabe für jedes Kind

Das Kultusministerium hat schon vor der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention bei der Entwicklung des Orientierungsplans für alle Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg die Vielfalt und Inklusion zentral verankert. „Alle Kinder sind willkommen. Das ist die Grundhaltung in der frühkindlichen Bildung“, so v. Wartenberg. Partizipation, Inklusion, die wertschätzende Anerkennung von Unterschiedlichkeit und die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen eines jeden Kindes seien Grundprinzipien einer kindgerechten Elementarpädagogik und des Orientierungsplans für Kindergärten.

Forum stößt auf großes Interesse

Wie aktuell das Thema des Forums ist, zeigt die große Resonanz: Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Verantwortliche in Kommunen, Vertreter von Verbänden, Erzieherinnen und Erzieher sowie Eltern – haben sich angemeldet. „Für eine Premiere ist das ein unglaublicher Erfolg“, berichtet Prof. Jo Jerg, unter anderem Enthinderungsbeauftragter der Evangelischen Hochschule (EH) Ludwigsburg. Jerg stellt das Projekt „Inklusion von Anfang an nachhaltig entwickeln“ vor. Vor dem Hintergrund der inzwischen 15-jährigen inklusiven Entwicklungsbegleitung der EH Ludwigsburg in der frühkindlichen Bildung geht es dabei um die Vernetzung der Akteure sowie um die öffentliche Präsentation inklusiver Prozesse von Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg. Prof. Jerg betont hierbei die besondere Bedeutung der gemeinsamen Verantwortung, die eine sozialraumorientierte Haltung und Vorgehensweise erfordert: „Inklusion erfordert Verantwortungsgemeinschaft, benötigt viele Hände, Hände, die frei sind, um Dinge anzupacken, die noch nicht inklusiv gestaltet sind“.

Die Stadt Reutlingen hat mit der Reutlinger Erklärung trägerübergreifend Strukturen für die Umsetzung von Inklusion im Elementarbereich geschaffen und dabei alle ihre Kindertageseinrichtungen für inklusive Entwicklungsprozesse qualifiziert. Die Fachkräfte dieser Starterkommune geben in mehreren Workshops ihre langjährigen Erfahrungen mit der Gestaltung inklusiver Prozesse weiter. Oberbürgermeisterin und Präsidentin des Städtetags Baden-Württemberg Barbara Bosch betrachtet die Intensivierung der Sozialraumorientierung als wichtige Zukunftsaufgabe: „Trägerübergreifende Vereinbarungen – wie die „Reutlinger Erklärung“ – sind wichtige Meilensteine einer inklusiven Gestaltung der frühkindlichen Bildung in kommunaler Verantwortung. Inklusion ist dabei umfassend zu verstehen und berücksichtigt unterschiedliche Beteiligungsformen.“ Ein hilfreiches Instrument zur Umsetzung sei hierbei der Index für Inklusion (Infos siehe unten), mit dem Kindertageseinrichtungen in Reutlingen arbeiten.

Die Lechler-Stiftung unterstützt in Baden-Württemberg seit vielen Jahren die Inklusion in Kindertageseinrichtungen und Kinderkrippen und finanziert maßgeblich das Projekt „Inklusion von Anfang an nachhaltig entwickeln“. In seinem Grußwort nimmt Vorstandsvorsitzender Walter H. Lechler die Bedeutung der inklusiven Gestaltung der Kindertageseinrichtungen aus der Sicht eines Stifters und Unternehmers in den Blick.

Tagungsprogramm

Im Hauptvortrag betrachtet Prof. Dr. Frank Früchtel (Fachhochschule Potsdam) die Idee der Sozialraumorientierung aus der historischen Entwicklung und schlägt den Bogen zu seiner gegenwärtigen Bedeutung für das Leben von Familien und Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Im Anschluss daran präsentiert Prof. Jo Jerg das Projekt „Inklusion von Anfang an nachhaltig entwickeln“ und geht dabei auf die Entwicklungen in den vier Starterkommunen Freiburg, Ludwigsburg, Reutlingen und Tübingen ein. Am Ende des Vormittags stellt ein Filmbeitrag die Arbeit der Künstlerin Elzbieta Mulas vor, die mit einer Ausstellung auf der Tagung Einblicke in ihre Arbeit mit Kindern gibt.

Am Nachmittag bieten acht Workshops thematische Einblicke in die inklusive Arbeit mit Kindern, in die Arbeit im Team sowie auch in das kommunale Arbeitsfeld der trägerübergreifenden Zusammenarbeit für inklusive Kindertageseinrichtung.



Weitere Informationen

Index für Inklusion

Der Index für Inklusion in Kindertageseinrichtungen ist ein Handbuch für die pädagogische Praxis, das helfen soll, den Inklusionsprozess planvoll anzugehen und achtsam umzusetzen. Mit dem Index für Inklusion, der vom Kultusministerium bereits 2011 an alle Kitas versandt wurde, werden nicht nur Erzieherinnen und Erzieher unterstützt, sondern die Einrichtungsleitungen und Träger sowie der ganze Sozialraum. Herausgegeben wird der Index von der GEW und aktuell, im Mai 2015, wurde er von der GEW redaktionell überarbeitet und ergänzt.

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